Hallo,
es hat mir gestern keine Ruhe gelassen und ich habe jetzt nochmal einiges recherchiert, nachgelesen und nachgerechnet und möchte das gerne noch teilen, damit vielleicht auch andere davon profitieren können.
Grundlegend hat die Radgröße einen großen Einfluss auf die Bremswirkung brandma : Der Hebel. Umso größer das Rad umso schlechter der Hebel der Bremse. Genauer: Der Abstand der Bremse vom Mittelpunkt zur Radaußenseite ist da entscheidend. Die Bremstrommel hat einen Durchmesser von 300 -> Radius 150. Ein kleines Rad 6.5R16 einen Durchmesser von 752mm -> Radius 376. Das Verhältnis von "Bremsradius" zu "Radradius" ist 1:~2,5. Die großen Räder (8.5R17.5) haben einen Durchmesser von 806mm -> Radius 403. Es ergibt ein Verhältnis von 1:~2,7. Heißt: Um die gleiche Bremswirkung zu erzeugen, muss ich bei den kleinen Rädern 2,5 mal mehr Kraft an der Bremse erzeugen, als beim Rad ankommt. Bei den großen Rädern 2,7 mal so viel. Wenn ich das umdrehe: Wenn ich mit gleicher Kraft auf Bremspedal trete, die Bremskolben mit gleicher Kraft ausfahren und die gleiche Kraft auf die Trommel wirkt, kommt bei einem größeren Rad auf Grund des ungünstigeren Hebels wenig Kraft "auf der Straße" an. Es sind ungefähr (idealisiert, alles stark vereinfacht nur auf Grund des Radiusunterschieds) - und wenn ich es nicht komplett falsch gerechnet habe - 7% Unterschied. Das kommt auch schon ganz gut hin mit den sich unterscheidenden Bremswerten von kleinen und großen Rädern - bei mir zumindest vorne. Das bedeutet aber auch, dass ich auf der Hinterachse zu wenig Bremswirkung habe mit den großen Rädern in Relation zu den kleinen Rädern (was nicht auf das unterschiedliche Gewicht zurückgeführt werden kann, weil das ist tatsächlich höher geworden). Also vermutlich lässt sich hinten noch was mit Einstellung, vermutlich auch beim ALB (den ich zwischenzeitlich ersetzt habe) rausholen.
Es hat mir mit den Bremswerten keine Ruhe gelassen, weil ich auch mit den kleinen Rädern nicht auf die nötige Mindestabbremsung von 50% komme - auch ohne Ablastung. Bis ich dann herausgefunden habe: Bis 1991 war bei LKW/Wohnmobilen (Fahrzeugklasse N2, N3) über 3,5t nur 43% Mindestabbremsung gefordert, bei einer radstandsbezogene Schwerpunkthöhe unter 50cm sogar nur 40%. Direkt Aufbaurichtlinie rausgeholt: Beim 407/409 ist die 57cm, beim 508 58,5cm und beim 608/613 59,5cm. Also drüber, damit muss man die 43% erreichen. Das bedeutet: bei 5t zGg müssen insgesamt 2150KN Verzögerung auf dem Bremsenprüfstand erbracht werden - oder vorher die Blockiergrenze erreicht werden. Das ist auch der einzige Grund, wie ich deine 450KN erklären könnte Eicke, weil sie ja erstmal bei angenommenen 5t zGg nicht hinkommen: 4x 450Nm = 1800KN bedeutet 250 KN zu wenig (außer die Blockiergrenze wurde erreicht). Da bei mir die Blockiergrenze allerdings nie erreicht wurde, verstehe ich diese Werte nicht so richtig. Mit kleinen Rädern habe ich eine Gesamtverzögerung von 2240 KN, das bedeutet nur 90KN mehr als nötig. Bei der letzte HU hatte ich mit großen Rädern eben nur 1920KN, was nur 38% darstellt. Die negative Abweichung ist also - und das zeigt die Empirie - eben doch sogar noch größer als die "berechneten" 7% reine Verschlechterung durch die Umfangsänderung.
Nächster Punkt: Unterschiedliche Bremsen: Im Tabellenbuch kann man ganz gut nachvollziehen, dass sich die hydraulischen Bremsen durchaus unterscheiden: Es gibt HBZ mit Durchmesser 22,2 und 25,4 und und RBZ mit 22,2 und 23,81. Das unterscheidet sich laut Tabellenbuch nach Modell (508/608) und Baujahr. Das bedeutet: Es gab 608 (jenseits der Breite der Trommeln/Bremsbeläge) mit kleiner und großer Bremse bzw. kleinem und großen HBZ/RBZ.
Weiter gab es die 8.5R17.5 von Werk laut Tabellenbuch nur als Sonderausstattung bei Baumuster 429 und 329 - und beide sind mit der druckluftunterstützten Bremse ausgestattet. Aus den offenkundigen Gründen. Ich kenne das Gutachten nicht, auf das du verwiest Eicke , vielleicht kannst du das nochmal verlinken. Würde mich sehr interessieren.
Für mich bedeutet das: Ich werde vermutlich auf 4500kg auflasten bzw. eine Ablastung ohne technische Änderung auf 4500kg vornehmen (lassen). Vom realen Reisegewicht kommt das bei uns locker hin, verzeiht aber bei den folgenden HUs nicht perfekte Bremsen. Ich brauche nur etwas mehr Bremsleistung auf der Hinterachse und es sollte passen. Mit 4400kg wäre es gar kein Problem mehr. Also merke: Mit der kleinen Bremse vom 508 sind große Räder realistisch möglich, wenn das zGg reduziert wird (was ja auch zu @Javou Erfahrung passt) sowie (der Vollständigkeit halber) bei entsprechender Höherlegung, Karosserieanpassung und/oder Lenkeinschlagsbegrenzung. Sollte ich doch noch auf 5t zGg zurückkommen wollen, geht es m.E.n nicht ohne Umbau an der Bremsanlage. Inwiefern größere HBZ/RBZ reichen, ist so eine Frage. Vielleicht, vielleicht nicht. Unter sehr guten Bedingungen könnte der größere HBZ/RBZ die nötigen Nm liefern, um sicher die 2100KN Mindestabbremsung zu erreichen, aber vermutlich mit wenig Luft nach oben. Das könnte man jetzt auch einfach mal ausrechnen
So, lange Texttapete. Wollte nur gerne meine Erkenntnisse teilen, weil ich es immer schade finde, wenn Threads ohne "Lösung" enden. Vielen Dank für eure Antworten.