Ich habe vor sieben Jahren meine beiden damals 40 Jahre alten Laster zum TÜV gebracht,
weil es wegen der voraussichtlichen Steuererhöhung pro 100cm² zu einem erheblichen
"Gesammtpreis" bei 6l Hubraum gekommen wäre.
Mir ging es erst mal um die Kohle, das mit den Umweltzonen kam erst später,
aber gratis durch die Schweiz zu fahren ist das "Beste".
Daß ich Oldtimerliebhaber bin und mühsam alte Sachen zusammentrage,
um mein Groß-Gerät orginalgetreu aus zu statten und zu erhalten,
soll mir belohnt werden. Das find ich nett, da mach ich mit.
Ich habe da vorsichtig am ersten April beim TÜV angefragt, zuerst mit Fotos meiner neueren Errungenschaft,
einem alten Ü-Wagen vom NDR, der in Niedersachsen kein H-Kennzeichen bekam,
weil der dortige Prüfer meinte, "keine Sendeanlage mehr drin, kein Originalzustand!".
Da meinte mein persönlicher Lieblingsprüfer: "A geh´, des macht doch nix, was drin ist, is ned Wichtig,
des Fahrzeug is wichtig!"
Ich habe ihm dann noch ein paar technische Details, wie die hydraulischen Stützen, beschrieben,
da meinte er:"Der bekommt das H-Kennzeichen,
allein schon, weil er so selten ist!"
Da kam ich ins Stottern, "Äh, selten, äh, ich hätte da noch Einen ... "
"Was, wie, noch einen ?"
"Ja, ich habe noch so einen Laster, den kennen Sie doch, den beigen mit dem Ofen."
"Ach der, ja , der ist auch selten, komm dann mit alle beide!"
Die eigentliche Prüfung vom NDR war dann gekennzeichnet von der Neugier des Prüfers,
der überall hineinschauen und so manchen alten Schnick-Schnack erklärt haben wollte.
Dann hat er mich beim Schreiben des Formulars noch etwas befragt und vorbei war es.
An einem Punkt wünschte er eine Änderung, damit er quasi auch seine Spur am Gerät hinterlässt,
er wollte die Sitzplatzanzahl reduzieren, von vier auf zwei.
Das kam mir entgegen, da ich eh´zumeist alleine reise.
Also änderten wir etwas im Einvernehmen und so waren am Ende beide zufrieden.
Der Ofen in dem beigen Möbellaster war dann aus den Zwanziger-Jahren und somit autentisch genug,
Teile des Ausbaus waren etwa so alt wie das Fahrzeug, aus einem alten Tabbert-Anhänger ausgeschlachtet.
Der Motor ist älter als das Fahrzeug und in der vierten Aufhohnstufe.
Andere Teile des Ausbaus, wie der Aussteuerschrank der Oma des Vorbesitzers haben auch überzeugt,
wie die Porzellan-Kloschüssel aus einem Zugwaggon der 70er,
so könnte das Fahrzeug schon 1975 aus gesehen haben,
mittlerweile ist er schon 22 Jahre als Rollheim unterwegs und
die Kilometerleistung von 2,8 Mio. hat dann auch noch beeindruckt.
Ein Freund, er ist geprüfter Oldtimerrestaurateur, hat einen alten Möbellaster originalgetreu restauriert
und im Stile der Hippies der 70er mit viel Indianer-Kleinzeug und Blumen bemalt.
Drin hat er eine Zinkwanne und Armaturen, die mehr als hundert Jahre alt sind,
sein Ofen ist eine alte Küchenhexe von der Großmutter und auch einige Möbel sind aus der Zeit.
Er hat aber auch einen modernen GAs-Heißluft-Umluft-Herd mit Edelstahlabzugshaube und
einen ähnlich modernen Kühlschrank wie ich, das war kein Problem.
Das moderne Dachfenster war neben den historischen Seitenfenstern auch kein Problem.
Ein anderer Freund hat sogar ein "echtes Glasfenster" in seinem ausgebauten Möbellaster,
in dem er gerade den Ausbau ändern möchte.
Allen ist gemeinsam, daß sie das H-Kennzeichen haben,
was haben sie sonst noch gemeinsam, daß sie beim TÜV erfolgreich waren?
" Sie haben kein TÜV-Feindbild ! "
Die innere Einstellung ist das Wichtigste, die spürt der TÜV-Prüfer !
Ich empfehle entnervten norddeutschen TÜV-Kunden einen Ausflug zum TÜV-Süd.
Oder eine Meditation:
"Der TÜV-Mensch ist ein lieber Mensch,
der TÜV-Mensch ist mein Freund,
er hilft mir, mit meinem exzentrischen Fahrzeug problemlos am Straßenverkehr teil zu nehmen,
er ist nicht böse, er will mich nicht schikanieren.
Der TÜV-Mensch ist ein lieber Mensch,
der TÜV-Mensch ist meine Freund,
er will nur mein Bestes."
Nach der jährliche Prozedur der Hauptuntersuchung kommt der Prüfer noch mal her
und gibt mir die Pfote mit den Worten, "danke, daß ich ihn prüfen durfte!"