Wir begannen mit zwei selbstgebogenen Haken aus massivem Edelstahldraht den äusseren Lagerring hoch zu ziehen,
da haben wir mal verkantet und wir kamen in kleinen Schritten weiter.
Plötzlich stand da ein MB-Vito mit der Aufschrift "Truck-Service" und ein Mann mit weißen Haaren und dickem Bauch kam uns zu Hilfe.
Er begann uns zu suggerieren, daß man so eine "schwierige" Reparatur nicht auf einer Autobahnraststätte machen kann,
er erwähnte immer wieder, daß man den doch Abschleppen muß.
Er behauptete auch daß wir den Ring so nie rausbekommen, den muß man da drin zerhauen und dann teileweise herausfummeln.
Er ging sogleich zu seinem Auto und holte einen einen halben Meter großen Meißel und einen sehr großen Hammer.
Er behauptete, so eine Lagerring sei aus Guß und springe leicht. Er mußte auch unbedingt gleich fest draufhauen.
Ich habe seinen Meißel aus dem Lenkgetriebe herausgerissen und ihm unter die Nase gehalten:
"Wenn das da drinnen Guß ist, wie kannst Du mir erklären, daß da jetzt eine dicke Kerbe in Deinem Meißel ist, oder ist der etwa nicht gehärtet?"
Jetzt merkte er, daß er hier unerwünscht und inkompetent war, und verzog sich mit den Worten, daß er später noch mal vorbei kommt, wenn es dann zum Abschleppen ist.
ich habe nun den Deckel des Lenkgetriebes geöffnet und mußte mit Entsetzen feststellen, daß da kein Öl mehr drin war und das scheinbar schon länger.
In der Übersicht
Nur das untere Schrägtonnenlager hatte genug Schmierung
Hier kann man den äusseren Lagerring sehen der nach dem Schlag auf dem Kugelumlaufschlitten liegt.
Jetzt mußte ich erst mal die alten Schrägtonnen herauspulen es sind zwölf gewesen, wie wir anhand des Vergleichslagers feststellten.
Bevor ich das neue Lager einbauen konnte mußte ich noch die alten Lagerringe entfernen.
Da kam mein Proxxon mit den kleinen Flexscheiben wunderbar zum Einsatz.
So ein kleiner Proxxon wird ja in LKW-Schrauber-Kreisen gerne als Uhrmacherwerkzeug bespottet.
Rund um den zu zerteilenden Ring habe ich das restliche Getriebe mit Küchenrolle abgedeckt und verstopft,
damit keine Schleifpartikel ins Gehäuse fliegen.
Das Zusammenbauen ging dann schnell und bevor ich den Deckel wieder drauf getan habe,
füllte ich das Lenkgetriebe mit Getriebefließfett, das haut nicht so "schnell" ab, wie das SAE80
Der Wellendichtring in der großen Schraube ist auch noch defekt, da habe ich auch viel Getriebefließfett deponiert.
So habe ich mit der Hilfe eines Bäckers, eines Schäfers, eines Elektrikers und einem Uhrmacherwerkzeug mein Lenkgetriebe gerichtet.
Ganz ohne "Truck-Service" !!!
Das ganz Besondere am Service meines Elektriker-Freundes war seine Frau:
Am Samstag um 16:57Uhr waren wir mit den Arbeiten fertig und um 17:07Uhr sevierte uns seine Frau ein prima Gulasch mit Nudeln.
Am Abend stand ich dann schon im Hof eines anderen Oldtimer-Freundes.
Da gab es dann was zu erzählen.